Anthropologie: Das Mängelwesen und seine Maschinen

Nr. 16 –

In einem neuen Essay skizziert die Philosophin Lisz Hirn ein Bild vom Menschen, das dessen Verletzlichkeit ins Zentrum rückt. Das ist anregend, lässt einen aber auch etwas ratlos zurück.

Hat der Mensch ausgedient? Die Frage stellt sich aus mindestens zwei Gründen: Erstens, weil wir dabei sind, die materiellen Grundlagen unserer biologischen Existenz zu vernichten. Und zweitens, weil uns die rasanten Entwicklungen im Bereich der sogenannten künstlichen Intelligenz genau da zu übertreffen drohen, wo die traditionelle abendländische Philosophie das spezifisch Menschliche verortet hat: in der geistigen und künstlerischen Schaffenskraft. Doch stimmt es, dass uns die Maschine den Rang abläuft und wir im Vergleich mit künstlichen Wesen höchstens als Mängelexemplare durchgehen?

Nein, findet die österreichische Philosophin Lisz Hirn. Wenn der Mensch sich im Vergleich mit der Maschine als defizitär empfinde, dann sei das keineswegs einer objektiven Tatsache geschuldet. Es liege vielmehr an einer falsch ausgerichteten Anthropologie: «Die bekannte These, dass der Mensch ein Mängelwesen sei, ist nur schlüssig, wenn man ihn auf gewisse physiologische und morphologische Fähigkeiten reduziert und diese mit anderen Lebewesen vergleicht.»

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